Für das SZ-Magazin habe ich die Liebesgeschichte von Jelena und Paul erzählt.
Irgendwann, sagen sie, irgendwann betrügen sich doch alle. Weil die Beziehung zu eng ist. Oder nicht eng genug. »Der Seitensprung, diese Tausende Jahre alte Institution«, so redet Paul, »ist doch der Beweis, dass etwas mit dem klassischen Beziehungsmodell nicht stimmt.« Einmal ist keinmal. Was ich nicht weiß, macht mich nicht heiß. Was uns nicht umbringt, härtet uns ab. Welche Beziehung funktioniert ohne Lüge? Was ist ein bisschen Sex gegen vierzig Jahre eines gemeinsamen Lebens?
Daraus entsteht jetzt ein Buch! Und dafür suche ich noch Menschen, die mir ihre Geschichte erzählen möchten. (fk ät friedemannkarig.de). Merci!
Ansonsten erschien dieser Kommentar zum Umgang mit Terror in der SZ sowie dieses Interview mit den coolen Hunden vom Glossar 2017, die wissen, wie wir in Zukunft reden werden.
In Richtung SZ-Turm und damit Monaco di Bavaria zieht es mich auch 2016, denn wie Stefanie Sargnagel weiß: “Künstlertypen sind nicht gemacht für ein liberales befreites kreativghetto, sie brauchen konservative strenge, um sich nicht zu sehr entfalten zu können.”
Also: Bussi und Baba, Berlin. Es war verrückt und schön.
So. Anstrengend war´s. Und gut. Sehr gut. Ungefähr so wie dieser Moment:
Dieses Jahr hatte die Kritik an der republica, wie sie zwangsläufig eine Veranstaltung von dieser Größe ereilt, wohl eine neue Stufe erreicht. Nicht relevant, nicht wirkmächtig, nicht fokussiert genug sei sie. Das schrieben manche vorher, manche mittendrin, manche kurz danach.
Nun.
Für mich als Speaker ist es natürlich wenig überraschend, solche Kritik zu kontern. Wäre ja auch komisch, wenn ich eine Veranstaltung, auf der ich spreche, nicht mindestens erträglich fände. Sicher, *wir* werden die Welt nicht in drei Tagen jährlich verändern. Es braucht viel mehr als drei Tage und 7000 Menschen, um etwas zu bewegen. Noch viel mehr Glaube, Liebe, Hoffnung und Koffein.
Und auch für mich sind ein guter Teil der Talks live nicht wirklich interessant, weil, Standardargument, ich mir den Inhalt schneller anlesen als anhören kann, die Performance nicht spitz genug ist, ich die Sachen entweder schon kenne oder sie mich nicht richtig interessieren. Trotzdem gibt es jedes Jahr diesen Christoph-Columbus-Moment: Man stolpert irgendwo rein, weil jemand schon da ist oder man eigentlich ganz woanders hinwollte, und hört kurz zu, bleibt, zückt das Telefon, um sich Notizen zu machen, merkt sich schlaue Sätze, die man klauen kann und vergisst den Kater, der einen bis dahin plagte. Das ist doch das pure Glück.
So kann ich nach genau diesen drei Tagen und Nächten nur jedem sagen: Komm hin, hör Dir zwei, drei gute Talks an (die findet man immer, zufällig oder geplant). Und dann stell Dich auf den Hof. Rede mit den Leuten. Trink ein Bier. Trink noch eins. Rede noch mehr, und vor allem: hör zu. Und wenn Du dann noch nicht davon überzeugst bist, dass hier etwas besonderes, etwas wertvolles, etwas wichtiges passiert, wenn Du davon gar nichts mitnimmst, dann liegt es womöglich auch an Dir.
“jeder findet im internet sein plaisir. irgendwo. nicht alles muss allen gefallen. es gibt angebote für den massengeschmack, aber eben auch genau das gegenteil. und wer nichts findet was ihm oder ihr gefällt, der macht einfach selber was. insofern bildet das programm der republica das internet — bzw. die gesellschaft — schon ganz gut ab.”
Dass die republica sich schon seit längeren “Die Konferenz. Das Ereignis.” nennt, scheint vielen, die sie dafür kritisieren, mehr Ereignis als Konferenz zu sein, nicht aufgefallen zu sein. Oder um mit Christoph Kappes zu sprechen: “…was ist so schwierig daran, die rp15 als kulturelles und soziales Ereignis zu sehen, mit pol. Einschlag?”
Oder, wieder Felix Schwenzel, genau einer der Menschen, wegen derer man hingeht: “von mir aus kann die republica gar nicht beliebig genug sein.”
[Ich hätte jetzt irgendwie Lust, diese Kritik an der republica als Beispiel für ein Meta-Phänomen zu sehen, für den narzisstischen Anspruch vieler Zeitgenossen, dass alles, was einen irgendwie entfernt interessiert, dann auch gefälligst genau so zu sein hat, wie man es gerne hätte. Und dass die wenigsten dieser Ansprüchler scheinbar eher nicht darüber nachgedacht haben, warum manche Sachen so sind wie sie sind, zumindest reflektieren sie nicht öffentlich, was ihre Thesen dazu sind. Auch überlegen sie nicht, was die Konsequenzen wären, wenn etwas wirklich so wäre wie sie es gerne hätten, was andere Leute dazu sagen würden, und was ihr eigene Ansprüche über sie selbst aussagen und ob sie diese Ansprüche, abstrahiert und individualisiert, selbst auch nur manchmal erfüllen, und warum nicht, vielleicht weil das quasi unmöglich ist, aber gut. Darum geht´s hier ja nicht.]
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Ich glaube ja fest daran, dass man, wenn man eine Bühne betritt, vor der Leute ein paar Minuten ihrer Zeit verbringen, verdammt noch mal unterhalten muss. Also: Unterhalten MUSS!
Das geht durch Inhalt, durch mehr oder weniger gelungene Gags oder durch Haltung, an der man sich reiben kann. Wenn ich alles drei ein bisschen verbinde und dabei nicht zu peinlich auf der Bühne rumgeister, bin ich´s zufrieden. Sehr erfreulich waren deswegen die Reaktionen auf meinen Talk “Die Abschaffung der Wahrheit”. Keiner fand´s langweilig oder die Stunde zu lang. Und noch hat sich keiner der Bilderberger beschwert.
Was ich wiederum von den Leuten, die sich hinterher mit mir drüber unterhalten haben, gelernt habe, hat sich locker gelohnt. Die talentierte Ms. Zilla hat sich zwar noch nicht gemeldet, obwohl wir so ein tolles Selfie für sie gemacht haben (s.o.). Aber vielleicht bastelt sie nur am nächsten Hoax, der pünktlich zum nächsten Jahr enthüllt wird. Oder gibt es sie gar nicht?
Die Diskussion zur Ethik des Teilens mit Stefan Niggemeier, Petra Grimm und Bernhard Pörksen war vielleicht für einige zu wissenschaftlich, zu langatmig, zu theoretisch. Aber genau dafür mag ich die republica: Sie probiert aus und will den Dingen auf den Grund gehen, ohne zu wissen wie tief das Wasser wirklich ist und ob man jemals ankommt.
Mal schauen, was aus der Idee von der Ethik des Teilens noch wird. Solche Theorien mal rauszulassen auf den Spielplatz mit den anderen Kindern und sie zu trösten, wenn sie Sand in die Augen bekommen hat oder nicht mitspielen darf, darum geht es doch. Nur so wachsen sie.
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Crowdfinanzierter Journalismus ist nicht zuletzt durch die Krautreporterz in aller Munde. Die Diskussion dazu mit André Meister (netzpolitik.org), Stephanie Lohaus (Missy Magazin), Sebastian Esser (Krautreporter) und Ines Pohl (taz) hat mir großen Spaß gemacht. Vier Leute, die auf ihre Art etwas mit ihren Projekten versuchen. Ich glaube mehr denn je, dass eine auf das jeweilige Projekt abgestimmte Mischfinanzierung Zukunft hat. Und dass es bald ein Berufsbild gibt: Crowdsourcer oder Mischkalkulations-Service-Officer oder so. Also eine Mischung aus Betriebswirt, Community Manager und Journalist. Damit die eigentlichen Journalisten das nicht selbst schultern müssen. Anyone up?
Das waren mal meine Sachen. Eine kleine Liste mit Empfehlungen kommt natürlich noch.